Frage:
Gläserne Ofentüren machen doch einen Ofen zum offenen Kamin und man nennt sie ja auch Kaminöfen. Was sollte dagegen sprechen.

Antwort:
Vermutlich dachte der erste der Kitschfabrikanten, die gläserne Ofentüren und Ganzglaskaminöfen im Programm führen, ebenso. Doch die Hersteller samt ihrer Kundschaft beschreiten den sprichwörtlichen Holzweg.

Wer jemals Feuer gemacht und dabei aufgepasst hat, erinnert sich, dass zunächst einmal Wärme nötig ist, um Holzscheite zum Brennen zu bringen. Wehe, wenn das Holz nass ist, oder gar grün (frisch geschlagen oder geschnitten). Dann will es nicht anbrennen und statt Flammen und Glut entwickeln sich nur Rauch und Qualm.Buben und Mädchen, die ums erste Lagerfeuer sitzen, zeihen gern einen angebrannten Ast aus dem Feuer und halten ihn hoch wie eine Fackel. Doch die Freude daran dauert nur wenige Augenblicke. Dann schrumpft die im Feuerhaufen an dem Ast noch lodernde Flamme zum Flämmchen, geht aus und hinterlässt nur einen sich kräuselnden Rauchfaden.

Der denkende Mensch zieht aus derlei Erfahrungen vergnüglich den interessanten Schluss, dass (Holz-)Feuer Wärme benötigt, um sich selbst in Gang zu halten. Und er versteht, wieso die „jungen“ Lagerfeuer anfangs so gern rauchen, wogegen die „alten“ mit einem ordentlichen Haufen Asche um die Glut so zügig und rauchlos vor sich hin brennen: weil die Asche, und beim richtig
angelegten Lagerfeuer auch noch die heißen Steine Drumherum, die Glut warm halten.

Im Chemie-Unterricht war vielleicht auch einmal die Rede von endothermen Reaktionen, die Wärme binden, und von exothermen, die Wärme freisetzen. Ähnlich könnte man den Vorwärmprozess des Brennholzes endotherm nennen, ohne des es den später exothermen Wärmegewinn nicht geben kann.

Spätestens jetzt zeigt sich der Denkfehler, der den Glastürspezialisten unter den Ofenfabrikanten unterlaufen ist: Durch die Scheiben strahlt sich die Glut kalt und das Brennholz verliert jene Wärme, die es zum Aufrechterhalten eines vollkommenen Brennvorganges benötigt.

Deshalb rauchen und stinken die Hinterglasfeuer und es bleiben unverbrannte Holzkohlebrocken zurück.Zu meiner und aller verständigen Holzheizer Freude hilft sich die Natur, wie stets, wenn sie vergewaltigt wird, selbst: die Scheiben verrußen ganz schnell, und wenn sie ganz schwarz sind, haben es die Feuer dahinter wieder etwas wärmer.

Glasbaukunst, im kleinen wie im großen, bleibt immer rausgeschmissenes Geld. Am Rande der Kunst, und mit einigermaßen Verständnis für Gemütsmenschen, lässt sich Kitsch noch als Herzenssache bezeichnen. In der Technik bedeutet Kitsch immer Fehlkonstruktion. Wer so etwas produziert oder konsumiert, schadet der Gemeinschaft. Im konkreten Fall vergeuden die Hersteller
Rohstoffe, das heißt Ressourcen und die Käufer verschmutzen mit halbverbrannten Oxidationsprodukten – Ruß, Rauch und chemischen Schadstoffen – die Umwelt.

Hintergründliches:
Die Gemütsmenschen wollen in die Flammen sehen, weil das angeblich beruhigt. Nicht wenige öffnen dazu sogar vernünftig konstruierte Ofentüren. Sehen wir davon ab, dass innere Ruhe kaum auf diese Weise von außen zu gewinnen ist.