Antwort: Natürlich nicht! – Oder doch?

Zu allem Holz, das vom Einschlag an qualitativ nicht als Nutzholz für Zimmerer oder
Schreiner geeignet war, sagte man seit Menschengedenken: das wird Brennholz.
Brennholz war es dann nach einer Art Reife- und Trockenzeit von mindestens drei,
regelmäßig eher fünf bis sieben Jahren. In diesen ersten drei Jahren konnten die Säfte in der
Zellstruktur des Holzes trocknen. Dabei entwich nicht nur Feuchtigkeit, sondern es oxidierten
die Naturharze und härteten aus.
Erst wenn das Holz frei von den natürlichen Lösungsmitteln dieser Naturharze ist, und außerdem
nicht von Wasser durchnässt, eignet es sich als Brennholz. Früher verheizt, brennt Holz
schlecht, setzt Schadstoffe frei und innerhalb der Öfen und Kamine Glanzruß an.
Längere Lagerzeiten ergaben sich früher aus der Vorratswirtschaft der Haushalte. Weil man
sichergehen wollte, dass auch ein strenger Winter überstanden werken kann, legte man den
Vorrat entsprechend an; vorausgesetzt die Mittel erlaubten dies.
Man lagerte Brennholz deshalb stets luftig, überdacht und Jahrgangsweise. Übrigens nicht nur
auf dem Land. Noch anfangs des 20. Jahrhunderts gehörten zu den Wohnblöcken der Großstädte,
wie etwa im Franzosenviertel der Münchener Vorstadt Haidhausen, sogenannte Holzlegen.
Das waren gut überdachte Lattenvorschläge in den hinteren Höfen mit ausreichend
großen Abteilen für jede der Wohnungen. Darin schichtete man das Brennholz. Die Kellerabteile
waren dagegen nicht für Holz, sondern für Kohlen, Kartoffel und Kalkeier bestimmt.
Diese Tradition soll nun offenbar verdrängt werden. Die Zentrale Marketinggesellschaft für
Agrarprodukte (CMA) führt seit einiger Zeit in Prospekten das Kunstwort Heizholz ein.
Dieses Heizholz braucht angeblich auch nur noch ein Jahr zu trocknen und eignet sich
neuerdings sogar für Rostfeuerungen in Zentralheizungen. Der Unfug zeigt System: Holz soll
auf breiter Basis „vermarktet“ werden. Ob das Erfolg haben wird, darf bezweifelt werden.
Hintergründliches: Allein der sorglose Umgang mit der Sprache macht hier stutzig. Ähnlich
wie man Lehrlingen, die nichts mehr lernen wollten, den neuen Namen „Auszubildende“
verlieh, anstatt die Notwendigkeit Lehrzeit erst recht herauszustellen, will man sich offenbar
um die Notwendigkeit der Brennholzreifezeit drücken, indem man den „Verbrauchern“ vormacht,
mit dem Heizholz sei dies ja alles nicht mehr nötig.
Es ist abzusehen, wann sich die Heizholzverdrossenheit bei den Hereingelegten einstellen
wird.